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MARCUS SCHÜTZ

Marcus Schütz ist promovierter Biologe und arbeitet heute als Autor und Chiropraktiker in eigener Praxis in Berlin.

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Marcus wird in einem Frühling zur Zeit des Kalten Krieges als Kind eines verkannten Malers und Fernsehgrafikers sowie seiner ihm beistehenden Ehefrau im wunderschönen Prinzenviertel des Berliner Ortsteils Karlshorst geboren. Er fühlt sich sehr zu seiner immer noch gebrochen Deutsch sprechenden Oma hingezogen. Sie macht ihn zum Bewahrer der Russlandschweizer Familiensage.

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In der Schule stand er mit der Rechtschreibung auf Kriegsfuß. Hätte es doch die Rechtschreibreform 30 Jahre früher gegeben! Mit großer Bewunderung schmulte er beim Diktat auf den Zettel seiner Sitznachbarin. Akkurat setzte Dorothea das Komma an die richtige Stelle, obgleich die Deutschlehrerin den Satz noch nicht einmal zu Ende gesprochen hatte. In der 9. Klasse hat Marcus eine genervte Deutschlehrerin, die sich die Frisur ihrer Bildungsministerien zum Vorbild genommen hatte. Niemals sah man sie Lächeln. Marcus schreibt seine erste fantastische Geschichte „Equipage“ und überreicht sie ihr stolz. Nach ein paar Wochen erhält er sie von ihr mit einem breiten Lächeln zurück, das erste, das er in ihrem Gesicht sieht.

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Der elterliche Künstlerhaushalt ist Ort freien Denkens und heftiger politischer Debatten: Ost und West, Nord und Süd treffen zuhause, an all den beschworenen DDR-Repressalien vorbei, aufeinander. Ein multikultureller Input, der die Ferne sowohl greifbar als auch zur Sehnsucht macht. Diese unerreichbare Sehnsucht wird die treibende Kraft, die Ostdeutschland zum Westen drängen wird.

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Mit elf Jahren tritt er in den Jugendclub des Tierpark Berlin ein. Schlangen, Frösche, Schnecken und Fische werden sein Hobby. Arten- und Naturverständnis werden auf den sommerlichen Exkursionen unter Leitung von Konrad Banz zwischen Ostsee und Ungarn gefestigt. Später arbeitet er in den Sommerferien in der Schlangenfarm des Tierparks und übernimmt selbst eine Gruppe im Jugendclub.

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Konsequent folgt das Biologiestudium mit Promotion zum Verhaltensbiologen 1988 an der Humboldt-Universität zu Berlin unter Günter Tembrock und Annelise Bilsing.

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Die Liebe zur Tier- und Landschaftsfotografie keimt auf, die väterliche Dunkelkammer wird zum Experimentierort. Aus schwarz-weiß wird buntes Dia, aus Foto wird Video, von VHS, MiniDV, HD schließlich 4K (UHD), aus Camcorder wird Smartphone und Drohne. Seine Videodokus reichen von Südafrika bis Norwegen, von Patagonien bis Papua-Neuguinea; sein Mann Volker ist ein begnadeter DJ und hat immer die akkurate Musik zur Vertonung parat. Authentic films ist geboren.

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1987 lernt er Reiner Werner, Professor für Forensische Psychologie, kennen. Er hatte das Gutachten zum Kassationsurteil angefertigt, das 1989 zur Streichung des § 151 StGB der DDR führte. Analog wie der § 175 StGB der BRD, sah er für homosexuelle Handlungen ein höheres Schutzalter vor als für heterosexuelle Kontakte. Der § 175 wurde in Deutschland erst 1994 gestrichen und die Sondervorschriften zur Homosexualität endlich abgeschafft. Unter der Schirmherrschaft von Prof. Werner gründete Marcus 1987 den Magnus-Hirschfeld-Arbeitskreis am Kulturbund der DDR, den ersten staatlich anerkannten Schwulenclub der DDR. Im Zuge der Wende findet der Arbeitskreis im Westen große Beachtung, der Regisseur Rosa von Praunheim, der Politiker Albert Eckert von der Alternativen Liste, seinerzeit Vizepräsident des Berliner Abgeordnetenhauses und Mitglieder der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft aus Westberlin schauen wohlwollend vorbei. Mit Vollzug der Wiedervereinigung ändert sich das Engagement für die Schwulenbewegung von C-Dur nach fis-Moll: 1991 folgt eine Unterlassungsklage wegen Namensgleichheit von der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft West und der Magnus-Hirschfeld-Arbeitskreis Ost muss seine Tätigkeit einstellen.

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1988 wird Marcus Wissenschaftlicher Assistent am neu gegründeten Institut für Sozialtherapie am FB Rehabilitationspädagogik an der Humboldt-Universität und ist vornehmlich in der Lehre für den gleichnamigen Studiengang tätig. Darüber hinaus sitzt er der interdisziplinären Kommission für Sexuologie der HUB bei. Prof. Werner integriert Marcus überdies in seine manualtherapeutische Praxis. Um dieses Tun nach der Wende zu legalisieren, besteht er 1991 vorsorglich die Heilpraktikerprüfung.

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Das Enfant terrible der berühmten Bildungsbürgerfamilie Becker, der 1990 frisch in Tübingen promovierte Stephan Becker, wittert - wie so viele andere - seine Karrierechance Ost und trampelt nach der Wende auf dem Tortenstückchen ostdeutscher Universitäten, der HUB, rum, um das Institut für Sozialtherapie zu übernehmen. 1992 zerfällt das Institut unter Beckers Getrampel und Marcus ist das erste Mal ohne Vollzeitjob. In den 90er Jahren lehrt Marcus ferner als Gastdozent bei Dietmar Seyffert am Choreografie-Institut der Schauspielschule „Ernst Busch“ in Berlin.

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Mit einem zwanzigmonatigen Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes katapultiert sich Marcus 1993 zurück in die Fischforschung nach UC Berkeley. Seine Fische besucht der GST-Taucher Marcus dabei in Panama, Nikaragua und auf Hawaii. Um die Forschung abzuschließen, stellt ihn Prof. George W. Barlow bis zu seiner Ausscheidung im Sommer 1995 an. Auf einer Veranstaltung des Goethe-Institutes die den Choreografen Seyffert vorstellt, lernt Marcus den UCSF-Professor Peter F. Ostwald kennen, der eine Therapeutengruppe zur Behandlung von performing artist leitet, ein reger Austausch beginnt. Marcus verliebt sich in Jason, einen schwarzen Doktoranden aus seiner Fisch-Arbeitsgruppe. Das Ablaufen seines USA-Visums reißt die Beziehung auseinander.

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Die Berufschancen für Biologen sehen Ende der 1990er Jahre in Deutschland schlecht aus, wollte man nicht als Pharmareferent enden. Der Kommilitone Wieland Meyer lockt ihn nach Sydney. Am Westmead-Krankenhaus steigt Marcus im Department for Infectious Diseases ein. Jason folgt ihm aus Kalifornien nach Sydney. Plötzlich selbst schwer erkrankt, muss Marcus seine Arbeit an gefährlichen Keimen einstellen. Eine Behandlung seiner Krankheit sieht die australische Krankenversicherung für Ausländer nicht vor und Marcus reist mit Jason zurück nach Kalifornien. Die Versorgung für einen Ausländer ist in den USA nicht besser und so muss Marcus Ende 1996 zur Behandlung nach Deutschland zurückkehren. Die Krankheit wird Zäsur in Karriere und Beziehung. Jason bleibt in Kalifornien und versinkt mit seinem Cello in Depression.

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Aus den Jahresberichten an den DAAD über das Leben vor Ort und überhaupt seine Wende- und Auslandserfahrungen entsteht sein Werk „Genlabor – Eine Reise durch Sex, Drogen und Exkommunismus“. Nebenbei arbeitet Marcus bei Leonardo - eine Ikone der Berliner Lederszene - als Redakteur für die schwulen Magazine „SubMission“ und „GayYellowPages“ (1997-2003).

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Wieder auf dem Dampfer lernt Marcus 1998 seinen jetzigen Mann kennen. Gemeinsam mit Volker baut er ein Friedenauer Dachgeschoss aus. Reisen in die Ferne wird gemeinsame Triebfeder. Auf einer Nilkreuzfahrt werden sie zwei Jahre später unerwartet von einem ägyptischen Priester vor Sachmet, der Göttin der Liebe und Lustbarkeit, gezogen und wahrscheinlich - in einer ihnen fremden Sprache und rituellen Zeremonie - vermählt. 2010 lassen sie ihre Lebenspartnerschaft auch in Deutschland eintragen.

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Auf Einladung der Russlandschweizer Organisation Helenika durchstöbert Marcus in mehreren Jahren die Depots der Ermitage und der Schlösser in und um St. Peterrsburg. Als Resultat entsteht 2009 die Biografie: „Leonhard Schaufelberger (1839 – 1894) – führender Porzellanmeister des Hauses Romanow“.

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Immer mehr vom Schreiben begeistert folgt Marcus‘ erster Abenteuerroman. „Klaftertief“ wird 2017 Monatsfavorit von neobooks. Klaftertief ist der erste Teil einer Trilogie über den Schatz der Tempelritter, der in Berlin-Tempelhof verborgen liegt. Gemeinsam recherchiert er mit den Berliner Unterwelten zum Thema, 2018 erscheint das komplette Werk „Meilenweit“ beim Spica-Verlag auf der Frankfurter Buchmesse.

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Natürlich reichen die Einkünfte eines Schriftstellers nicht aus, das Leben zu bestreiten und Marcus besinnt sich auf seine Heilpraktikerausbildung. Nach erfolgreicher Behandlung einer Balletttänzerin, engagiert ihn der Friedrichstadt-Palast einmal pro Woche zur Behandlung des Ensembles. Nach 12 Jahren gehen dem Friedrichstadtpalast die Mittel aus und auch Marcus muss 2010 das Handtuch werfen. Inzwischen arbeitet er einerseits in einer Naturheilpraxis in Trebbin und in eigener Praxis zuhause. Kuriose Krankengeschichten verarbeitet er in seinen Storys „unGlaubliche Patienten“.

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Marcus ist heißblütiger Motorradfahrer und hütet die Shapka Berolina, eine Krone für Berlin.

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Sein Motto als Berlinbotschafter: „Sei Okzident, sei Orient, sei Berlin!“

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